„Linda McCartney´’s Familien Kochbuch“ im Kochbuchtest

Linda McCartney war eine US-amerikanische Fotografin, Musikerin und Autorin. Vor allem Fotobücher und Kochbücher sind unter ihrem Namen veröffentlicht. Ihre breite Bekanntheit verdankt sie auch ihrem zweiten Ehemann, dem Musiker Paul McCartney.

Veganismus und Linda McCartney

Meine erste Erinnerung an Linda ist eine Meldung aus den Nachrichten, die in meinem Kopf hängen geblieben ist. Lange, bevor ich mich damit auseineander gesetzt habe, ob man Tiere essen sollte oder nicht. Da stand oder wurde gesagt (wir haben früher viel Radio gehört), dass Linda und Paul sogar ihre Tiere vegan ernähren – also die Hunde vor allem. Zumindest erinnere ich es so. Das kam mir damals in den 90ern als Kind ziemlich seltsam vor. Aber auf jeden Fall so interessant, dass ich mich immer noch daran erinnern kann.

Sie war „die Frau an der Seite von“, aber diese News zum Thema Essen und Ernährung habe ich unter „Linda“ abgespeichert. Genauso wie die Traurigkeit, die mit der Nachricht ihres Todes 1998 kam. Dabei wusste ich eigentlich wenig von ihr.

Tierliebe und Ernährung

`“Linda McCartney´’s Familienkochbuch“ beginnt mit einem wunderschönen Porträtfoto von ihr. Sie liegt bäuchlings auf einer Wiese, wie es scheint, hat vielleicht eben noch den Kopf in die Hände gestützt oder hat es gerade vor – so schweben sie halb vor ihrem breiten Lächeln. Daneben steht eine Widmung:

„Dieses Buch ist all den wunderbaren Tieren gewidmet, mit denen wir auf dieser Erde leben.“
Linda McCartney’s Familienkochbuch, S. 4

Die Widmung ist sicherlich Teamwork. Linda ist schon verstorben – als Mitautor:innen werden Paul, Mary & Stella McCartney genannt. Also ihr Ehemann und zwei ihrer insgesamt vier Kinder.

Vor allem Mary ist in ihre Fußstapfen getreten. Als Fotografin und auch was das Thema Food angeht. So gibt es in UK eine Fernsehsendung mit ihr mit prominenten Gästen rund um das Thema pflanzliche Ernährung.

Im Vorwort erklärt Paul, dass am Anfang vor allem das Tierwohl im Mittelpunkt stand für die Familie. Die Abstraktion zwischen Fleisch und Tier sollte nicht mehr gemacht werden und hat dazu beigetragen, dass alle Kinder und Enkel bis heute Vegetarier:innen sind. Mittlerweile ist auch der Aspekt wichtiger geworden, dass eine fleischlose Ernährung unseren Planeten schützen kann, so Paul.

Ich habe ein ganz wunderbares Interview mit den Autor:innen gefunden, das du hier als Video ansehen kannst.

Vegan und gesund

Dennoch startet das Buch mit Hinweise zu wichtigen Nährstoffen, auf die man achten sollte und wie man sie zu sich nehmen kann. Ich habe bei meinem letzten ernsthaften vegan Versuch (vor zirka 11 Jahren) direkt einen massiven B12 Mangel entwickelt nach kürzester Zeit. Deshalb habe ich diesmal ein Präparat als Nahrungsergänzung genommen.

Die Kapitel

Das Buch teilt sich in verschiedene Kapitel, die sich entlang des Tagesablaufs orientiert. Es gibt „Frühstück und Brunch“, „Suppen und Salat“, „Für unterwegs“, „Schnell und einfach“, Feines fürs Wochenende“, „Beilagen und Snacks“, „Gebäck“, „Desserts und Süßen“.

Dazu gibt es praktische Tipps für die Zubereitung, die Vorratshaltung und weiterführende Informationen zu fleischloser Ernährung ganz am Ende des Buchs.

Ein wunderschönes Buch

Ja, mit Speck fängt man Mäuse. Aber mich fängt man in diesem Fall – oder fast immer – auch mit der Optik. Das Cover ist wunderschön – farblich und haptisch total ansprechend. Das Buch ist voller Zitate und Anekdoten, wunderschöner Bilder von der Familie und von Linda, die auf allen so wunderbar natürlich und freundlich und nett wirkt. Die Gerichte sind appetitlich und machen Lust darauf, die Rezepte auszuprobieren.

Bei jedem Gericht gibt es einen Hinweis zur Vorbereitungszeit und Zubereitungszeit. Jedes Rezept wird durch einen kleinen Einleitungstext in Kontext gesetzt – was Ernährung allgemein, Nährstoffe oder die Zukunft der Ernährung angeht.

Die Rezepte sind köstlich und gut umsetzbar

Fast alle, was man für die Gerichte benötigt, findet man mühelos auch im Supermarkt. Manchmal muss man ein bisschen genauer schauen, aber es gibt eigentlich alles. Nur die „Linda McCartney“ Produkte sind in meinen Stammläden nicht verfügbar.

Nachdem Vegetarismus in den 90ern noch eher eine Randerscheinung war, hat Linda eine Firma gegründet, um Nahrungsmittel herzustellen. Ja, ich versuche hier gerade das Wort „Ersatzprodukte“ zu verwenden. Aber tatsächlich gibt es dort vegetarische Würstchen, Hackfleisch etc. Meine Recherche hat ergeben, dass man sie aktuell in Österreich kaufen kann – über Deutschland konnte ich nicht finden. Aber nicht nur für den Veganuary 2022 sind einige interessante neue Produkte in die Supermarktregale gewandert, die man nutzen kann.

Fazit

Ich habe dieses Jahr wirklich mit Spaß und Freude am Veganuary teilgenommen. Zugegeben, ich war die erste Woche noch vegetarisch. Aber dann habe ich es voll durchgezogen. Mit den Rezepten aus dem Buch und mit der Hilfe von ein paar Ersatzprodukten war es super easys. Die ganze Familie konnte so bekocht werden, auch wenn ich für einzelen auch mal Fischstäbchen zusätzlich in die Pfanne gehauen habe. Oder eine große Pfanne Schinkennudeln gekocht habe – und nur für mich eine Extrawurst.

Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber jede:r sollte für sich selbst einmal dieses Experiment wagen. Und ich habe aus diesem Monat viele Routinen und Gewohnheiten beibehalten. Meinen Kaffee trinke ich jetzt mit Erbsenproteinmilch. Und mein Frühstück kommt ohne Butter (!!!) aus. Ja, richtig gelesen. Mandelmus ist mein neues Suchtmittel. Zumindest morgens.

Wir leben in einer Welt des Überflusses. Auf Fleisch weitestgehend zu verzichten. Ist tatsächlich sehr sehr leicht und der Weg der Zukunft. Während ich diese Zeilen schreibe esse ich weiterhin kein Fleisch bis auf Ausnahmen und Heißhunger – dann braucht mein Köper irgendetwas.

Tatsächlich gibt es in meinem Umfeld immer mehr Menschen, die auf tierische Produkte verzichten. Sie sprechen inzwischen eher von plantbased – also pflanzlicher Ernährung und tatsächlich selten von vegan. Oder wie mein Papa meinte: „Veganismus ist eine Religion.“ Ganz unrecht hat er vielleicht nicht – denn vielleicht schwingt dort mehr Moral mit. Für die pflanzliche Ernährung entscheiden sich viele aus gesundheitlichlichen Gründen. Aber über welchen Weg auch immer man hierhin findet: Es ist mindestens spannend, wie ich finde.

Diese Rezepte habe ich getestet:

American Pancakes, S. 26 (die haben meine Große nicht völlig überzeugt)
Tofu-Rührei, S. 46
Zimtschnecken, S. 48 (himmlisch!)
Marrokkanischer Karottensalat, S. 76 (hier ist mir aufgefallen, dass kein Öl drin ist)
Pasta mit Erbsen und Spinat, S. 100 (geniale Idee!)
Tacos mit schwarzen Bohnen, S. 108
Caponata, S. 110 (möchte ich jeden Tag essen)
Gebackener Kürbis mit Puy-Linsen und Rucola, S. 126
Reisnudeln mit Edamame, Brokkoli, Ingwer und Knoblauch, S. 136 (mein neues Lieblingsessen!!!!)
Shepard´’s Pie, S. 146 (perfekten Familienessen)
Bananenkuchen, S. 212 (immer gut)
Schoko-Haselnuss-Brownies, S. 214 (Brownies gebe ich auf. Die kriege ich nicht hin. Egal nach welchem Rezept.)