Zero Waste Küche im Kochbuchtest
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Zero Waste Küche von Sophia Hoffmann – der Kochbuchtest

Dir ist sicher aufgefallen, dass „Zero Waste Küche“ nicht das erste Kochbuch von Sophia Hoffmann ist, dass ich getestet habe. Vor einiger Zeit stand schon „Vegan Queens“ einen Monat lang auf dem Testplan. Es gibt Autoren und Autorinnen, die ich besonders liebe für ihre Rezepte. Im Fall von Sophia ist es so, dass wir uns persönlich kennen und ich der Meinung bin, dass man Freunde unterstützen sollte. Allein schon deshalb, weil ich total neugierig bin, was sie so macht, musste das Kochbuch her. Vielen Dank an den ZS Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Fridays For Future Küche

„Zero Waste Küche“ ist kein gewöhnliches Kochbuch, das von Buchdeckel zu Buchdeckel voller Rezepte ist. Es will Interessierte mitnehmen hin in Richtung Zero Waste – also Müllvermeidung allgemein. Damit schlägt das Buch genau zur richtigen Zeit auf. Schülerinnen und Schüler gehen auf die Straßen. Die Bundeskanzlerin erklärt im Februar 2019, dass die Lebensmittelverschwendung in Deutschland bis 2030 halbiert werden muss. Müllreduzierung und -vermeidung ist gerade wahnsinnig in sozusagen. Sogar Cem Özdemir macht dieses Jahr Plastikfasten bis Ostern. Uns allen ist klar, dass wir etwas verändern wollen. Wir fordern es von oben und fangen schon einmal bei uns an. Das ist vielleicht das Revival des gespülten Joghurtbechers. Aber ich finde toll, dass sich gerade überall viel bewegt und die Menschen aufmerksam sind und werden.

„Weniger kaufen, eine gute Wahl treffen, alles aufessen!“

Zero Waste in der Küche geht eigentlich ganz einfach. Sophia hat einen langen ausführlichen Erklärteil vorangestellt, in dem sie erzählt, warum ihr das Thema schon immer so präsent ist. Sie erklärt, wie man beim Einkaufen weniger kauft und wie man gute Konsumentscheidungen fällt. Stichwort nachhaltige Alternativen, saisonale und regionale Produkte, Fairtrade, Ökobilanz. Deshalb gehört der Saison Kalender im Buch natürlich dazu. Ein guter Tipp war zum Beispiel, wie ich finde: Pro Person im Haushalt nur eine Einkaufstüte voll Zeug kaufen. Nicht mehr. So kann man sich direkt reduzieren und man benutzt auch wirklich, was man gekauft hat. Sie spricht Themen wie „root to leaf“ – also das Verwenden von allen Teilen einer Pflanze – an. Aber ihr ist besonders wichtig, dass man die großen Hürden klein macht und jeder die Möglichkeit hat, schnell anzufangen.

Gute Produkte kaufen

Wer von vornherein bewusst einkauft, kauft sinnvoller. Und dann geht es darum zu wissen, was man da eigentlich kauft. Es folgen 107 Seiten Warenkunde. Was kauf ich da? Woher kommt das? Welche Informationen brauche ich, um dieses Produkt schlau zu kaufen? Ein altes Beispiel, das du vielleicht kennst: Deutsche Äpfel sind im Herbst reif. Das heißt, wenn du im Juli einen Apfel kaufen möchtest, dann ist der deutsche Apfel schon eine ganze Weile im Kühlhaus gelagert worden, was seine Ökobilanz schlecht macht. In Neuseeland wiederum ist gerade Ernte gewesen. Obwohl der Apfel also um die halbe Welt fliegt, ist seine Bilanz besser als die des regionalen Produkts. Die Frage ist also: Will ich einen Apfel im Juli essen, woher sollte der kommen oder esse ich im Juli vielleicht lieber Erdbeeren und Mirabellen?

Kein durchweg veganes Buch

Interessant finde ich vor allem, wie Sophia damit umgegangen ist, Themen wie Milch, Eier und Fleisch zu behandeln. Wobei mir dabei gerade auffällt, dass Honig im Buch gar nicht vorkommt und sicherlich viele Honig wegwerfen, wenn es kristalliert. Dabei kann man ihn einfach wieder schmelzen. Egal. Zurück zum Thema. Sophia lebt vegan, klammert die Themen aber nicht aus. Und sie schafft das ohne erhobenen Zeigefinger (der bei Veganern oft als drohend wahrgenommen wird). In ihrem Buch geht es darum, dass wir die Wahl haben. Deshalb zeigt sie die Alternativen auf und worauf es ankommen sollte. Hühner können sehr glückliche Leben leben, das tun aber nicht alle. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man Eier essen will. Diese Verantwortung muss auch ich als Konsumentin tragen. Bei Fleisch muss mir bewusst sein, dass dafür ein Tier stirbt. Punkt.

Restlfestl – es wird gekocht

Was macht man jetzt, wenn noch ein halber Kohlkopf im Kühlschrank schlummert? Oder die Äpfel langsam schrumpeln aber eigentlich noch gut sind? Restlfestl! Im letzten Teil des Buchs gibt es natürlich Rezepte. Diese sind alle vegan, alles andere würde auch überhaupt keinen Sinn ergeben bei einer vegan lebenden Kochbuchautorin. Fällt aber eigentlich nicht weiter auf. Teilweise hab ich sie vegetarisch abgewandelt, wenn z.B. noch Ricotta weg musste. Der soll ja auch verwendet werden und nicht verschwendet. Es hat Spaß gemacht, rumzuprobieren und eben aus den genannten Schrumpeläpfeln noch etwas zu machen, bevor sie wirklich nicht mehr gut sind. Ich habe meinen ersten Strudel gemacht, und das war fantastisch. Ich habe die Krendltechnik gelernt, die man für die (hier veganen) Kärtner Kasnudeln alla Sophia braucht. Ich habe viele Ideen gefunden, was man mit diesen Resten machen kann statt nur Ofengemüse. Alles habe ich nicht geschafft – schlaffe Radieschen will ich unbedingt mal in Pickels verwandeln. Aber aktuell hatte ich keine, denn es ist nicht Saison.

Ist es eine Empfehlung?

Ich lege allen denjeningen das Buch ans Herz, die gerne in ihrer Küche ein paar nachhaltige Entscheidungen treffen wollen. Die ärgert, dass sie viel wegwerfen und die nicht genau wissen, was sie z.B. mit trockenem Graubrot anfangen sollen. Die mit Zero Waste anfangen möchten und nicht wissen wie. Lest euch ein, lernt was wann Saison hat. Dann sind übrigens auch frische Bio Produkte wie Obst und Gemüsen nicht teurer als andere. Reduziert und denkt nach, bevor ihr kauft. Wer möglichst viele komplexe neue Rezepte finden will ist hier nicht gut aufgehoben. Mir hat das Buch aber großen Spaß gemacht.

Diese Rezepte habe ich getestet:

  • Schokoladenpudding, S. 225 – mein Highlight! Endlich kommen die alten Nikoläuse und Schokohasen weg! Genial!
  • Apfelcrumble, S. 150
  • Brotlinge, S. 167
  • Energy Balls, S. 222 – mein Körner- und Trockenobst Regal freut sich schon auf die nächste Reste-Produktion
  • Cremig-knusprige Brokkoli-Pasta, S. 162
  • Pasta mit Ricotta-Kartoffel-Füllung, S. 209
  • Strudel, S. 199

Die Fakten zum Buch:

  • Gebundene Ausgabe: 248 Seiten
  • Verlag: ZS Verlag GmbH; Auflage: 1 (7. Februar 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3898838544
  • ISBN-13: 978-3898838542
  • Größe und/oder Gewicht: 19,5 x 2,7 x 24,6 cm

Zero Waste Küche

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ÜberChristina

Christina isst und kocht gerne. Vor allem, weil leider oft das eine das andere bedingt. Bis jetzt hat sie alle erfolgreich davon überzeugen können, sie könne kochen. Mal sehen, wann das auffliegt. Wenn sie Glück hat, findet sie zuhause auch irgendwen, der beim essen helfen möchte.

Christina lebt und arbeitet in Berlin. Auf Grund ihres schwäbischen Migrationshintergrundes würde sie es sich aber natürlich niemals anmaßen, sich als Berlinerin zu bezeichnen. Aber vielleicht ist sie die einzig wahre Prenzelschwäbin aka Mitte Mutti.

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